Von Tarapota nehmen wir einen Kleinbus, der uns nach Chachapoyas bringt, einem kleinen Städtchen, welches auf einem Hochplateau liegt und von zwei tiefen Canyons umgeben ist. Dort ganz in der Nähe wollen wir die berühmte Festung Kuelap besuchen. Mittlerweile ist das sehr komfortabel möglich mit einer Seilbahn, bisher ging es nur mühsam zu Fuß (eine Strecke ca. 4 Stunden) oder mit dem Esel, da ein Höhenunterschied von 1200 Metern zu überwinden ist. Auf dem Weg dorthin erleben wir seit langem mal wieder einen Regenguss. Nach gut einer halben Stunde ist alles vorbei und nach einer weiteren halben Stunde sind die Straßen wieder trocken.
Unser Hostel haben wir etwas außerhalb von Chachapoyas gebucht, im Dorf ‚Nueva Tingo‘, von dort aus startet auch die Seilbahn bzw. die Wanderwege nach Kuelap. Also steigen wir in Chachapoyas in einen weiteren Minibus, der uns zum Dorf bringt. Als wir dann vorm Hostel stehen, passiert erst einmal nichts. Niemand ist da, um uns zu empfangen! Also warten… plötzlich kommt die freundliche Nachbarin vorbei und versichert uns, dass der Besitzer gleich kommen wird. Es wird langsam dunkel und die Straßenlaternen bleiben auch dunkel. Nachdem wir gut 1,5 Stunden gewartet haben und immer noch niemand aufgetaucht ist, mache ich mich auf die Suche nach einer anderen Unterkunft. Das Dorf ist klein und die Möglichkeiten überschaubar. Ich entdecke ein anderes Hostel, in dem auch noch ein Zimmer frei ist. Ich laufe also zurück und Stelle fest, dass Heiko und unser Gepäck mittlerweile im ursprünglich gebuchten Hostel verschwunden sind. Der Besitzer ist eingetroffen und entschuldigt sich wortreich. Er hatte versucht, mit uns Kontakt aufzunehmen, allerdings erst nachdem wir im Bus waren, um mit uns die Ankunft zu verabreden. Da wir auf der Fahrt kein WiFi hatten, erreichte uns die Mitteilung nicht. Wir freuen uns, dass wir ein Dach über dem Kopf haben, zumal ein nagelneues Haus, mit schicker Terrasse und tollen Zimmern (allerdings, wie so oft, sehr hellhörig). In der ersten Nacht dann noch eine ungewöhnliche Begebenheit: kurz nach Mitternacht schrecken wir beide auf, weil von der Straße ein Heidenlärm hereindringt. Es stellt sich heraus, dass drei Laster Kies direkt vor dem Haus abgekippt hatten (fast alle Straßen des Ortes sind aufgerissen, weil sie neu asphaltiert werden sollen). Unser Wirt erklärt uns am nächsten Morgen, dass wahrscheinlich der Bürgermeister des Ortes das organisiert hat. Die beiden haben wohl schon seit längerem Stress miteinander. Um Mitternacht Kies abkippen?
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg nach Kuelap. Zunächst geht es zur Ticketverkaufsstation für die Seilbahn. Dort sind alle möglichen Abfahrten für die Gondeln genau festgelegt und werden personengenau ausgegeben. Weil wir nicht fast zwei Stunden warten wollen (es ist Ferienzeit wegen des nahenden Nationalfeiertags entsprechend voll), nehmen wir Einzelrestplätze in getrennten Gondeln und können dadurch fast ohne Wartezeit gleich losfahren. Wir bekommen mit, dass Seilbahnen in Peru nicht sehr verbreitet sind und viele Menschen das erste Mal mit solch einem Gefährt fahren.Sie sind alle ein bisschen aufgeregt, machen unendlich viele Selfies…und sind dann begeistert!
Die Festung liegt spektakulär auf einem Bergrücken und lässt tolle Blicke in die umliegenden Täler zu. In Peru gilt sie als wichtigste archäologische Stätte neben Machu Picchu. Wir verstehen jetzt auch, warum das Volk der Chachapoya als ‚Wolkenmenschen‘ bezeichnet werden. In 3000 Meter Höhe, umgeben von üppiger Vegation- hohe Bäume, Bromelien in den Baumkronen- ziehen den ganzen Tag über Wolkenfelder vorbei. Das schafft eine sehr spezielle Atmosphäre. Erbaut wurde die Anlage bereits im 9. Jahrhundert in mehreren Etappen. Beeindruckend die 20 Meter Höhe Wallmauer, die das gesamte Areal umschließt. Es wird z. Zt. restauriert und es gibt ehrgeizige Pläne für den ganzen Komplex. Mal sehen, was umgesetzt werden kann.
Zurück ins Tal nehmen wir den alten Wanderweg, der jetzt kaum noch benutzt wird. Schade eigentlich, ein landschaftlich reizvoller Abschnitt. Ein kleines Stück des Weges begleitet uns ein kleiner Junge, der in der Nähe wohnt. Er hat Ferien und hat seinen Vater besucht, der in Kuelap arbeitet. Er ist ganz stolz, dass er den beiden Gringos, den Weg zeigen kann. Am nächsten Tag geht’s mit dem Nachtbus dann weiter Richtung Pazifikküste, nach Chiclayo.