Taganga und Minca

Wir bleiben an der Karibikküste und fahren noch ein bisschen weiter nach Osten – Richtung Venezuela, was wir wegen der politischen Situation nicht besuchen werden. Unser Ziel ist der Tayrona-Nationalpark, den uns ganz viele Reisende so ans Herz gelegt haben. Wir nehmen zunächst den Bus bis nach Santa Marta, heute eine Stadt, die sich bemüht an alte glanzvolle Zeiten anzuknüpfen – bis dahin ist es aber nach unserem Eindruck noch ein langer Weg. Das historische Stadtzentrum ist in Teilen schon aufgehübscht, aber das allein reicht eben noch nicht.

Wir haben uns ein Hostel in Taganga ausgesucht, ein kleiner Fischerort, der eine Bucht weiter östlich von Santa Marta liegt. Hier ist auch Aufbruchstimmung zu spüren, es gibt zahlreiche Unterkünfte und Restaurants, allerdings kann die Infrastruktur noch nicht mithalten. Viele der Nebenstraßen in dem Dorf sind noch nicht asphaltiert und an einigen Stellen wirkt vieles noch sehr improvisiert.Vom Strand starten allerdings die Boote, die einen in den Nationalpark oder zu schönen Badebuchten bringen. Am Wochenende wird es dann noch einmal voller, weil viele Tagesausflüger hierher kommen. Wir freuen uns über unsere Unterkunft, die etwas abseits des Trubels liegt und einen schönen Blick über die Bucht bietet.

Wir lassen uns mit dem Kleinbus zum Haupteingang des Parks bringen, um von dort aus durch den Regenwald zur Küste zu wandern. Dort gibt es einen Strandabschnitt, von wo ein Boot uns wieder nach Taganga zurück bringen soll. Der Kleinbus ist an diesem Tag das erste Abenteuer: ziemlich abgerockt, unterwegs müssen wir anhalten, um Wasser nachzufüllen und an Bord zwei ziemlich verpeilte Israelis, die am Parkeingang erstmal ihr Marihuana-Döschen im Bus vergessen! Sie werden vom Busfahrer darauf aufmerksam gemacht, dass sie damit rechnen müssen, am Parkeingang vom Militär (ist überall präsent auf der Suche nach Drogen und Waffen) kontrolliert zu werden. Ich weiß nicht, was sie mit dem Zeug gemacht haben…

Nach einigen Metern im Nationalpark fühlen wir uns wieder wie im Dschungel: schwüle, heiße Luft, undurchdringliches Grün, bunte Schmetterlinge und ganz viele fremde Geräusche. Anstrengend, aber sehr schön! Als wir am ersten Strand ankommen, haben wir das Karibikerleben pur: weißer Korallensand, Palmen und ein paar ‚hingeworfene‘ Felsbrocken im Meer. Aber die Idylle ist trügerisch: Das Baden ist verboten, da es starke Strömungen und Untiefen gibt, die schon viele Menschen das Leben gekostet haben. Also laufen wir noch ein bisschen weiter und erleben die nächste Überraschung. In den letzten beiden Nächten hatte es viel geregnet, so dass wir in diesem letzten Wegesdrittel eine mächtige Schlammwüste vorfinden, zumal in diesem Teil sich Fußgänger und Pferde den Weg teilen müssen. Also Augen auf und von halbwegs trockenen Fleckchen zu Fleckchen gehüpft! Aber es trifft mich dann doch irgendwann: knöcheltief im Schlammloch eingesunken… ähh! Erfreulicherweise sind es nur noch ein paar Meter bis zum Badestrand und der ist dann wirklich toll. Das Wasser hat gefühlt 27 Grad oder auch mehr, dabei auf Palmen schauen, was wollen wir mehr!

Eine Dreiviertelstunde von Santa Marta entfernt liegt auf 600 Meter Höhe ein kleines Dorf, Minca, was sich zu einem Backpacker-Lieblingsziel entwickelt hat. Es liegt mitten in dichtem Wald, umgeben von zahlreichen Wasserfällen und vielen Wandermöglichkeiten. Wir geraten auf dem Weg dorthin mit unserem Taxi in eine Polizeikontrolle. Der Tagesrucksack und meine Tasche werden kontrolliert, unsere Pässe und Gepäck nur angeschaut, dann dürfen wir weiter fahren. Der Taxifahrer erzählt, dass diese Art der Kontrolle durchaus üblich ist und jeden treffen kann. Die Temperaturen sind in Minca  angenehmer, schlafen geht wieder ohne Klimaanlage oder Ventilator. Wir bleiben ein paar Tage, wandern ein bisschen und verbringen viel Zeit in der Hängematte unseres Hostels. Ich leiste mir eine esoterisch angehauchte Entspannungsmassage bei Nelson, der mir nebenbei versucht beizubringen, wie ich richtig atmen soll, damit ich mich besser entspannen kann (gefühlt sagt er bestimmt 50 Mal ‚RELAX‘, egal, trotzdem netter Mensch). Sehr angenehm!

Anschließend geht es zurück nach Cartagena, von wo aus unser Flieger nach San Andres startet.

 

 

 

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