Wir ziehen noch ein Stückchen weiter Richtung Süden, um Loja zu besuchen. Die Stadt finden wir nur mäßig attraktiv, zumal fast alle Straßen in der Innenstadt aufgerissen sind. Es soll neue Kanalisation und ein Glasfaserkabel verlegt, gleichzeitig neue Bürgersteige errichtet werden. Im Moment sieht es nur nach totalem Chaos aus. Es ist staubig und mächtig lärmig.
Dafür hat die Umgebung einige reizvolle Ziele zu bieten. Uns zieht es zunächst nach Vilcabamba, einem Kleinstädtchen im sog. Tal der Hundertjährigen. Angeblich werden die Bewohner hier durchweg sehr alt, weil sie in friedvoller Umgebung und sauberer Luft die schöne Andenlandschaft genießen können. Am zentralen Platz stoßen wir auf viele Alt-Hippies, viele Amerikaner, die hier tatsächlich ihren Lebensabend verbringen. Es gibt zahlreiche Yoga-und Reiki-Angebote und Esoterikläden, die uns nicht so begeistern. Wir besuchen ein privates Naturschutzgebiet, die Rumi-Wilco Ecolodge, die ca. 10 Minuten entfernt liegt. Wir bekommen eine gute Wanderkarte und können so immer wieder neue und beeindruckende Blicke auf die Umgebung und den Ort werfen. Die Wege sind zum Teil sehr steil und nicht gut befestigt, aber die Aussicht lohnt dann allemal.
Abends in Loja finden wir dann eine kleine deutsche Oase. Im Bistro „Lecka“ werden Bratwurst und Frikadellen mit Kartoffelsalat serviert. Ein Kölner führt mit seiner equadorianischen Frau dieses Lokal. Es ist alles sehr lecker dort, auch der gedeckte Apfelkuchen mit Eis! Gewöhnungsbedürftig fand ich zunächst die Kölner Karnevalsmusik, die im Hintergrund spielte. Auf meine Nachfrage versicherte der Besitzer, dass die Leute aus Loja sowohl das Essen als auch diese Musik mögen. Na, dann kann ich schlecht meckern…
Bevor wir nach Guayaquil zurück fahren, buchen wir uns noch ein paar Tage auf einer Hacienda ein. Landleben pur! Kein Autolärm, keine Autoalarmanlagen, die dauernd irgendwo ausgelöst werden und kein Menschengewusel!
Die Hacienda Gonzabal liegt knapp eine Stunde Fahrzeit mit dem Bus von Loja entfernt. An der Bushaltestelle werden wir von einem Angestellten der Hacienda abgeholt und zu unserer Unterkunft gefahren. Sehr einfach und rustikal, aber in wunderschöner Landschaft. Es gibt hier Hühner, Gänse, Pferde, Hunde und Katzen und ca. 25 Milchkühe. Mit deren Milch wird Käse hergestellt, den wir zum Frühstück probieren dürfen. Es gibt richtig ‚Bauernfrühstück ‚ mit Kaffee, der auf der hauseigenen Plantage wächst und abends bekommen wir das, was im Gemüsegarten wächst. Sehr gesund und lecker!
Wir genießen die Ruhe und das Rummlümmeln in der Hängematte. Aber nur Faulsein geht auch nicht. Mit Benigno unternehmen wir einen ausgiebigen Spaziergang bis hoch in die Hügel der Hacienda und am Nachmittag dürfen wir beide auf seinem Pferd eine Proberunde drehen. Das Pferd merkt aber sofort, dass da nicht der ‚Richtige‘ im Sattel sitzt und muss mehrfach ermuntert werden, weiter zu gehen.
Es ist ein schöner Flecken Erde hier und mit ein bisschen mehr Investion könnte es – besonders auch für Touristen – noch attraktiver werden. Vielleicht ist das jetzt aber auch wieder viel zu deutsch gedacht…