Quilotoa- Wanderung und Baños

Von Quito geht es südwärts auf der Panamericana bis nach Latacunga. Leider, leider wird uns im Bus dorthin unsere Kamera und mein Handy aus dem Rucksack gestohlen. Wir wissen immer noch nicht genau, wie das passieren konnte, da wir – wie wir glaubten – immer aufmerksam waren. Aber eben nicht genug! Entsetzen und Enttäuschung machen sich breit, trotzdem beschließen wir unsere Reise wie geplant fortzusetzen. Allerdings gibt es ab jetzt nur noch ‚Handyfotos‘ und mich könnt ihr nur noch über Heikos Handy oder per Mail erreichen. Wir müssen überlegen, ob und wie wir Ersatz beschaffen. Ecuador ist leider kein gutes Land um Elektronik- und Fotoausrüstung zu kaufen. Durchschnittlich ist alles hier fast doppelt so teuer wie in Deutschland. Wir erfahren, dass viele Menschen nach Miami/Florida fliegen, um dort einzukaufen. Trotz der Flugkosten ist das wohl immer noch deutlich günstiger als in Equador. Verrückt!

Von Latacunga aus nehmen wir einen lokalen Bus, der uns nach Isinlivi, einem wirklich winzigen Bergdorf in den Anden, bringt. Es liegt in westlicher Richtung des berühmten Vulkans Cotopaxi (ihn bekommen wir leider nicht in seiner vollen Schönheit zu sehen, ganz oben liegt hartnäckig eine Wolkendecke). In einem gemütlichen Hostel beziehen wir eine kleine Schlafkammer unter dem Dach eines umgebauten Bauernhauses. Wir treffen auf viele andere Wanderwillige und finden uns am nächsten Morgen in einer kleinen Gruppe zusammen, um den ersten Teil der Wanderung anzutreten. Die Wegstrecken sind nur unregelmäßig markiert, gefühlt fehlt immer dort ein Hinweis, wo er wirklich notwendig wäre. Das Glück ist auf unserer Seite, wir finden den richtigen Weg, die Sonne kommt heraus und wir genießen die großartigen Ausblicke in die westliche Andenkordillere. Unsere Gruppe ist bunt gemischt: ein Kanadier mit bulgarischen Wurzeln, der seit drei Jahren reist, ein Taiwanese, der immer abends Im Internet arbeitet Und so seine Reise finanziert und eine sehr junge flippige Ärztin aus Venezuela, die momentan aber in Kolumbien arbeitet und offensichtlich zum ersten Mal eine Wanderung unternimmt. Sie trägt schicke Klamotten und moderne Chucks, was für eine Wanderung in 3000-4000 Meter Höhe denkbar ungeeignet ist, zudem tendiert ihre Kondition gegen Null. Trotz allem kommen wir nachmittags glücklich und ein wenig erschöpft in Chugchilian, einem weiteren kleinen Bergdorf, an. Unser Zimmer dort verfügt über einen kleinen Kaminofen, den Heiko abends dann auch tatsächlich in Gang bringt. Es wird nach Sonnenuntergang ziemlich kühl, so dass wir die Wärme sehr genießen, zumal wir glauben, dass es mit 35 Dollar eine relativ preiswerte Unterkunft ist. Am nächsten Morgen stellt sich dann heraus, dass der Preis pro Person galt…

Den Höhepunkt unserer Wanderung erreichen wir am folgenden Tag. Ein reizvoller, aber steiler Weg führt uns zum Kratersee Quilotoa. Im eingestürzten Krater des Vulkans Quilotoa hat sich ein Gebirgssee gebildet. Vom Kraterrand aus hat man einen faszinierenden Blick auf den See und die umliegende Landschaft. Sehr beeindruckend! Für uns etwas irritierend ist, dass wir am Wegesrand immer mal wieder auf Kinder treffen, die nach Bonbons und Geschenken fragen. Bereitwillig verteilen wir etwas Obst und Süßigkeiten. Als wir dann aber auf Erwachsene treffen, die ganz konkret nach Geld fragen, ohne wirklich bedürftig auszusehen, werden wir zurückhaltend. Auch hier bieten wir nur Naturalien an, die eher widerwillig angenommen werden. Als wir später Equadorianern von diesem Verhalten erzählen, sind sie sehr erbost. Sie erzählen uns, dass einige Leute einfach die Gutmütigkeit der Touristen ausnützen ohne wirklich bedürftig zu sein.

Das Dorf Quilotoa erreichen wir dann nach kurzer Zeit, ein Wanderweg führt direkt am Kraterrand entlang. Leider haben wir auch dort ein unschönes Erlebnis. Wir fragen einen freundlich aussehenden Mann nach dem Weg zur Haltestelle der Busse nach Latacunga (in den Hostels hatten wir bereits erfahren, dass jeden Nachmittag welche abfahren). Er versichert uns, dass der letzte Bus bereits mittags abgefahren sei und jetzt keine Busse mehr fahren würden. Er könne uns aber einen Taxidienst anbieten. Wir sind skeptisch und fragen in zwei Geschäften nach. Es stellt sich heraus, dass er uns dreist angelogen hat, um Geschäfte zu machen. Schade, solche Erlebnisse trüben den Gesamteindruck des ganzen Ortes!

Anschließend geht es weiter nach Baños, wo wir ein paar Tage verbringen wollen. Für Aktivurlauber ist er ein absolutes Muss in Equador. Baños liegt eingezwängt in einer tiefen Schlucht des Flusses Pastaza und neben einem aktiven Vulkan, dem Tungurahua (den Vulkan kann man nicht erkunden, da es von Geologen als zu gefährlich eingestuft wird). Die Lage ist wirklich spektakulär, zumal auch von den Bergseiten ganz viele größere und kleinere Wasserfälle ins Tal stürzen. Wir wollen noch ein wenig wandern und bekommen in der Touristeninformation eine Karte, die zahlreiche Wanderwege zeigt. Wir entscheiden uns für eine Route, an deren Ende der Vulkanbeobachtungspunkt Mirador Ojos del Volcan („die Augen des Vulkans“) erreicht wird.Das Wetter ist jedoch wechselhaft, morgens beim Frühstück nieselt ist, dann kommt die Sonne heraus und als wir beim steilen Aufstieg sind, ziehen Nebelschwaden herauf. Als wir die 900 Höhenmeter geschafft haben, ist leider fast nichts mehr zu sehen. Die Besitzerin des nahen Cafes versichert uns, dass wir eine halbe Stunde warten sollen, dabei einen Tee trinken und dann … Und tatsächlich, der Nebel lichtet sich und wir haben beim Rückweg auf einer langen Serpentinenstraße sehr schöne Ausblicke auf die Stadt, das Tal und den Tungurahua.

Am nächsten Tag nutzt Heiko die Möglichkeit, um eine Rafting-Tour zu machen. Der Flussabschnitt, auf dem die Tour stattfindet, ist als Kategorie III-IV eingestuft, also schon ganz schön bewegt. Ich habe keine Lust auf kaltes Wasser, so dass Heiko allein loszieht und nach ein paar Stunden begeistert zurück kommt. Toller Guide, tolle Gruppe und ganz viel Spaß und dabei nur einmal ins Wasser gefallen… egen Abend nehmen wir dann einen Bus, um das auf 2600 Meter Höhe gelegene Baumhaus ‚Casa del Arbol‘ zu besuchen. Hier kann man auf großen Schaukeln sitzend über den Abgrund und in die Wolken schauen und wenn die Sicht gut ist, gibt es den Blick auf den Vulkan dazu. Toll, wir haben Spaß daran!

Den nächsten Tag geht es zurück nach Quito und dann weiter Richtung Grenze nach Kolumbien…

 

4 Kommentare

  1. Welch ein Ärger, dieser Diebstahl! Versucht, einen Haken dran zu machen. Es ist schon so viel gut gegangen auf diesen Tausenden von Kilo- und Höhenmetern . Also, schöne Zeit noch!

    • Vielen Dank, mittlerweile sehen wir das auch so. Wir haben heute in Cali eine ‚ Knipse‘ (O-Ton Heiko) erstanden. Also, es gibt weiterhin Fotos, aber nicht in gewohnter Qualität.

  2. Oh wie ärgerlich!!! Aber ihr habt nun tatsächlich schon über Monate überwiegend positive Erlebnisse machen können, so dass dies unter „absolut ärgerlich“ zu verbuchen ist. Wir melden uns wenn dann plötzlich ein Manolo in der Gingko Gruppe auftaucht. 😉 Ihr habt aber hoffentlich die bisherigen Fotos auf externen Datenträgern in der Schuhsohle versteckt! Alles Gute!

    • Bis auf ein paar Fotos aus Quito haben wir alle anderen noch extern gesichert. Auf die Schuhsohle könnten wir verzichten… und falls tatsächlich Manolo auftaucht, darfst du ihm sehr deutlich und drastisch (auf spanisch) mitteilen, was wir von ihm halten!

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