Santiago de Chile

An einem Samstagmittag in Chiles Hauptstadt: noch nie haben wir innerhalb so kurzer Zeit so viel Geld ausgegeben für Kleinkünstler, Musiker und Akrobaten, die überall in der Stadt verteilt auf ein bisschen Aufmerksamkeit und Kleingeld hoffen. Dabei ist es zwar voll, aber deutlich entspannter als in den  anderen Städten.Sehr bemerkenswert war auch mein Abstecher in ein Café. Mich lockte die riesige italienische Espressomaschine, die einen guten echten Kaffee versprach – und nicht den hier weit verbreiteten Nescafe. Der Kaffee war tatsächlich gut, allerdings sprühte mir die sehr junge Mitarbeiterin ein halbes Pfund Sahne auf die Tasse, bevor ich Eingreifen konnte. Zudem gehörte es offenbar zum Dresscode dieses Cafés,  dass alle jungen Mitarbeiterinnen Röcke trugen, die gerade mal so den Po bedeckten…

Bei einer Stadtführung (eine der hier sehr beliebten und wirklich guten „free walking tours“ bei der am Ende ein Trinkgeld gezahlt wird), die von einer Studentin geleitet wurde, haben wir viel über die Stadt, aber auch über aktuelle politische und wirtschaftliche Entwicklungen gehört. Die Situation der Studierenden ist hier schwierig, da es trotz Zusagen der Regierung keinen kostenlosen Zugang zu den Universitäten gibt, weder für die staatlichen noch die privaten. Ganz aktuell werden wir mit einer großen Demo konfrontiert. Einige Straßen sind gespeert, so dass unsere Besichtigungstour leicht verändert werden muss. Es wird gegen geplante Änderungen bei der Rente protestiert, die Kürzungen bringen soll, obwohl das Niveau bereits sehr niedrig ist.

Außerdem erhalten wir reichlich Tipps zu diversen Cocktails („Terremoto oder Erdbeben“, wir werden gewarnt, dass wir höchstens zwei davon trinken dürfen, weil sich sonst das Erdbeben vom Kopf in die Beine ausbreitet und dort länger verweilt) und kulinarischen Köstlichkeiten. Wenn wir uns da durchprobieren wollten, müssten wir unseren Aufenthalt hier deutlich verlängern. Gerade abends entwickelt die Stadt ein sehr eigenes Flair. Viele Menschen sind draußen, in den Parks wird Sport gemacht und Kinder toben bis in die Nacht. Es gibt viele Restaurants und Bars, die die einzelnen Stadtteilen beleben.

Im Zentrum sind zwei Hügel erhalten, die als Naherholungsziele dienen und zudem einen schönen Blick auf das endlose Häusermeer und die Anden bieten, jedenfalls so lang es der Smog zulässt. Das ist in Santiago insbesondere in den Sommermonaten ein echtes Problem. Der Cerro Santa Lucía ist als kleiner Berggarten angelegt und wird, wie die anderen Parks in der Stadt, sehr gepflegt. Allerdings ist er nur zu bestimmten Zeiten zugänglich. Abends um 18.00 Uhr schließen die Tore! Vielleicht ist das aber auch der Grund, dass es dort so sauber aussieht. Der Cerro San Christóbal ist der zentrale und deutlich größere Park der Stadt. Dort gibt es zahlreiche Wander- und Radwege, einen kleinen Zoo und eine Standseilbahn, die eine Alternative zum mühevollen Aufstieg zu Fuß bietet. Wir beschließen: zu Fuß rauf und Bahn runter. Das war eine gute Entscheidung. Wir lernen eine sehr aufgeweckte und muntere Bolivianerin kennen, die mit uns aufsteigt. Da sie die ganze Zeit redet, vergeht die Zeit schnell. Am Ende freuen wir uns über den tollen Blick, den der Aussichtspunkt unterhalb einer Marienstatue bietet.

Wir besuchen das präkolumbische Museum Chiles, welches unsere Stadtführerin uns besonders empfohlen hat. Es fasst Kunstwerke vieler alter Kulturen Lateinamerikas zusammen, so auch aus Mexiko, Peru und Ecuador. Es sind einige wunderschöne Stücke darunter, allerdings fehlt nach meinem Eindruck ein verständliches Gesamtkonzept. Einiges steht da so ein bisschen zusammenhangslos im Raum, da hilft dann auch keine App, die sich der Besucher runter laden kann…

 

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