Nach längerer Abstinenz wieder ein Beitrag von uns. Aber das Internet auf den Osterinseln ist echt lahm. Bilder hochladen oder verschicken, funktioniert fast gar nicht.
Unser Flug startet früh morgens, 06.35 Uhr, in Santiago. Zunächst sind wir sehr erfreut, weil ein neuer Dreamliner von Boing für uns bereit steht. Dann allerdings längeres Warten im Flughafenbus, weil es ein Problem mit der Flugzeugtür gibt. Es laufen immer mehr Techniker die Gangway rauf und runter, diskutieren, gestikulieren wild, neue Fahrzeuge tauchen auf, der Kapitän wird geholt. Ich sehe mich schon endlos warten, allerdings will ich ja auch nicht mit defekter Tür los. Aber dann geht alles doch gut aus, mit etwas Verspätung starten wir zu den Osterinseln und haben einen komfortablen und guten Flug ohne Turbulenzen, die sonst auf dieser Strecke sehr üblich sind.
Und der Empfang ist grandios: Südseekulisse, Palmen, warmer Wind, und dann – eine lange Schlange: bevor wir den Flughafen verlassen dürfen, müssen wir, wie alle Touristen, 76 Euro pro Person Eintritt für den Nationalpark bezahlen. Immerhin gilt die Gebühr für die 10 Tage, die wir auf der Insel sind! Das Hostel hat einen Transfer vom Flughafen organisiert, wir bekommen eine Blütenkette als Willkommensgruß und dann geht es auch schon los zur Unterkunft.
Die Insel ist bezaubernd und faszinierend. Sie hat sich einen eigenen Charakter bewahrt, trotz der Touristenströme. Im Hauptort Hanga Roa gibt es ein paar asphaltierte Straßen, daneben Schotterpisten. Das setzt sich dann auf der Insel fort. Vieles ist hier eher improvisiert und pragmatisch gelöst. Wir mieten uns zunächst ein Motorrad,um uns einen Eindruck zu verschaffen und kommen nur schleppend voran. Immer wieder halten wir an und genießen die Aussichten auf das Meer. Zum anderen sind wir durch die zahlreichen frei herum laufenden Hunde, Kühe und Pferde gezwungen, langsam und achtsam zu fahren. Die Höhepunkte sind natürlich die Moais, diese faszinierenden Steinskulpturen, die auf der gesamten Insel zu finden sind. Trotz aller Bemühunen der Wissenschaft sind ein paar Fragen zu dieser Kultur noch immer ungeklärt, vielleicht macht das aber gerade auch einen Teil der Faszination aus. Es gibt nur einen Sandstrand auf der Insel, an den es alle Badewillige zieht. Und der ist wirklich wie aus dem Reiseprospekt. Palmen, weißer Sand, Brandung, türkisfarbenes Wasser und im Hintergrund noch ein paar Moais. Unglaublich!
Bei einer Inselführung, die wir exclusiv zu zweit auf deutsch erhalten, erfahren wir dann noch viel mehr zur Geschichte, aber auch zu ganz aktuellen Fragen.Die Osterinseln stehen aktuell vor der Frage, wie viel Menschen so eine Insel verkraften kann. Vor ein paar Jahren haben die chilenischen Piloten gestreikt und drei Tage lang ist kein Flugzeug hier gestartet und gelandet. Das hat sofort zu Trinkwasserengpässen geführt und die Abhängigkeit vom Festland sehr deutlich gemacht. Es gibt nur ein wenig Ackerbau und Obstbäume und ein paar Rinder und Hühner, davon allein könnte aber keine Versorgung gesichert werden. Uns ist aufgefallen, dass es viele frei laufende Pferde gibt, die sich zum Teil auch auf den archäologischen Stätten tummeln und dort Schäden verursachen. Sie sind keine Nutztiere, sondern werden ausschließlich als Statussymbole gehalten. Zudem gibt es wohl Spannungen zwischen den einheimischen Rapa Nui-Familien und zugezogenen Chilenen, die aufgrund der Steuerfreiheit auf die Insel kommen und hier in Glück mit den Touristen machen wollen. Trotzdem: die Stimmung ist einzigartig.
In unserem Hostel lernen wir zwei reizende Japanerinnen kennen. Eine sehr quirlige 20-Jährige mit ihrer Mutter. Die beiden sind von Tahiti gekommen und wir überlegen- nur ganz kurz-, ob Tahiti nicht auch noch ein Ziel wäre (es sind nur 5 Stunden Flug)? Die Mutter war vor 40 Jahren mit ihrem Mann auf Hochzeitsreise in Deutschland und hat die klassischen Höhepunkte besucht: Heidelberg, München, Neuschwanstein… Wir bekommen zum Abschied ein Gastgeschenk von den beiden und sind ganz gerührt.
Und an unserem letzten Tag kommen wir an einem Souvenirstand mit Ruth ins Gespräch, die aus Süddeutschland kommt und seit Jahren auf der Insel lebt und unter anderem den Schmuck ihrer Rapa Nui-Familie verkauft. Da lernen wir auch noch so einiges über die Insel und Heiko findet zudem eine schöne Kette aus Kuhknochen. Mir gefallen die kleinen Stein-Moais auch sehr gut, aber ich will so einen Burschen nicht monatelang im Koffer transportieren!
Der einzige Wermutstropfen für mich sind die vielen Mücken, die es auf der Insel gibt. Trotz Schutzspray und Klamotten setzen sie mir sehr zu (Heiko hat insgesamt zwei Stiche). Das war lästig!! Leider gestaltet sich auch unser Rückflug schwierig. Erst kommt die Maschine mit vier Stunden Verspätung an und dann ist auch noch ein Elektronikteil kaputt und muss gewechselt werden. In Santiago landen wir deshalb nicht wie geplant gegen 22.00 Uhr, sondern erst um 04.00 Uhr am nächsten Morgen. Harte Nacht, aber der Besuch war diese Mühen wert.
Toller Bericht, sehr beeindruckend! Wer kann schon von sich sagen, jemals auf Rapa Nui gewesen zu sein… Schade, Viola, dass du keine Moais mitbringen wolltest. Sehr dekorativ und hat nicht jeder im Garten. 😉 LG Maike
Ich hätte die Hälfte meines Kofferinhaltes auf der Insel lassen müssen, um den zulässigen Höchstwert nicht zu überschreiten. Weil wir hoffentlich noch ein bisschen unterwegs sind, war mir das doch zu gewagt…
Eindeutig falsche Prioritäten. Du hättest natürlich den Steinmann in Heikos Koffer schmuggeln müssen
Nicht ärgern – meine Kollegin hat einen aus Hartplastik . Gibt’s im Internet – sogar als praktischen Taschentuchspender (wegen großer Nase)….
Ansonsten tolle Fotos – da kommt mal wieder Fernwehstimmung auf.