Von unserem Hostel aus nehmen wir ein Taxi und lassen uns zum Busterminal am äußersten Rand der Stadt bringen. Von dort starten die Minibusse nach Coroico, einem kleinen Ort, der zwar nur ca. 90 Kilometer von La Paz entfernt liegt, sich aber in einer völlig anderen Vegetationsstufe befindet. Er liegt in den Nebelwäldern am Fuße der grünen Anden. Auch dieses Mal geht es erst los, als alle Plätze im Bus verkauft sind, als Fracht sind drei Kartons Kücken dabei, die aber auf dem Dachgepäckträger mitfahren. Los geht es durch die Randbezirke der Großstadt bis wir die Pass-Straße zu den Yungas erreichen. Der Bus quält sich noch ein bisschen höher auf ca. 4600 Meter, danach geht es nur noch flott abwärts. Früher gab es hier nur eine Strecke, die als die gefährlichste der Welt galt (the world most dangerous Tour, heute wird sie nur noch für Touri – Mountainbiker genutzt). Mittlerweile gibt es eine asphaltierte gut ausgebaute zweite Strecke, die in den Norden des Landes führt. Auf dieser sind wir unterwegs und in rascher Folge wechselt die Landschaft von karger Hochgebirgslandschaft zu mehr und mehr grüner üppiger Vegetation. Ganze Täler sind mit Nebel gefüllt, so dass kaum etwas zu erkennen ist. Und erfreulicherweise wird es deutlich wärmer.
In Coroica angekommen suchen wir unsere Unterkunft und landen in einer kleinen wunderschönen Oase mit Apfelsinen-, Mandarinen-, Papayabäumen im Garten etwas außerhalb des Ortes. Ein schweizerisch-bolivianisches Pärchen hat sich hier einen Traum erfüllt. Sie betreiben hier das Hostel und ein vegetarisches Cafe und Restaurant mit sehr, sehr leckeren Spezialitäten und selbstgemachten Eis. Yogastunden werden auch angeboten, was ich gerne annehme. Toll! Wir gewöhnen uns hier schon einmal an unsere Dschungel-Tour. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch, alle Sachen fühlen sich ein bisschen klamm an, sogar das Toilettenpapier. Leider gibt es auch wieder ganz viele Mücken und diesmal mögen sie Heiko auch sehr, zumal er in kurzer Hose und Shirt unterwegs ist.
Coroico ist das Wochenend- und Naherholungsgebiet für die Bewohner von La Paz. Gut und schnell zu erreichen mit deutlich angenehmeren Temperaturen. Es gibt unzählige Wanderwege in der Umgebung. Am nächsten Tag unternehmen wir eine Wanderung zu kleinen Wasserfällen, die ganz in der Nähe liegen. Wir kommen an kleinen Kaffeeplantagen vorbei und an einigen Coca-Feldern. Es gibt am Weg immer wieder reizvolle Ausblicke in die Landschaft, hügelig und sehr, sehr grün. Ein ganz besonderes Erlebnis haben wir nachmittags in der Stadt. An einem Verkaufsstand für Blumen, an dem Gladiolen in großen Bündeln angeboten werden, können wir einen Kolibri beobachten, der sehr geschickt und emsig Pollen aus den Blüten saugt und wir stehen nur 2 Meter entfernt!
Obwohl wir eigentlich in der Trockenzeit hier sind, gibt es immer mal wieder Regen. Das Wetter zeigt sich von einer untypischen Seite. Im Sommer (hier Dezember-Februar) ist wenig Regen gefallen, dafür jetzt immer mal wieder. Die Täler füllen sich dann ganz schnell mit Nebel, so dass kaum noch etwas zu erkennen ist. Die Sonne braucht dann etwas Zeit, um wieder für klare Sicht zu sorgen. Ein faszinierendes Schauspiel, was wir von der Terrasse unserer Cabana beobachten können. Auf der Rückfahrt nach La Paz haben wir dann Glück. Die Sonne scheint und wir haben die ganze Zeit einen tollen klaren Blick in die Landschaft.