Bariloche

Eine israelische Reisegruppe dominiert den Flug von El Calafate nach Bariloche. Die rüstigen und sehr kommunikativen Rentner/innen reisen mit viel Handgepäck, verlieren dabei teilweise aus dem Blick, dass sie nicht allein im Flieger sitzen. Ich habe Glück und gerate an einen freundlichen Mitreisenden, der letztlich neben mir sitzt, und mir sogar den Fensterplatz anbietet. Nach einem Blick in das entsetzte Gesicht seiner Frau lehne ich schnell ab.

Bariloche präsentiert sich mit strahlendem Sonnenschein bei sehr angenehmen Temperaturen. Die wärmeren Sachen können wir jetzt wieder nach unten in den Koffer packen. Wir unternehmen noch einen kleinen ersten Rundgang durch die Stadt und auf dem Rückweg entdecken wir,angezogen von den Rhythmen, den Karnevalsfestplatz. Das ganze verlängerte Wochenende wird ausgiebig bis in die Nacht gefeiert. Es gibt zunächst moderne Pop-Rockmusik, später dann die für uns gewohnten Samba-Klänge. Größere Gruppen präsentieren ihre aufwendigen Choreografien. Montag und Dienstag sind sogar offizielle Feiertage, einige Läden bleiben geschlossen.

Bariloche ist sowohl sommers wie winters sehr beliebt. Wer aktiv sein möchte, kann ein riesiges Angebot nutzen und auch die Bequem-Touris finden genügend nicht anstrengende Abwechslung.  Die Stadt liegt am See Nahuel Huapi und der gleichnamige Nationalpark schließt sich in wenigen Kilometern Entfernung an. Nachdem wir in den letzten Tagen viel gewandert sind, beschließen wir, es noch einmal mit dem Rad zu versuchen. Wir mieten uns ein ganz ordentliches MBT und fahren einen ca. 35 Kilometer langen Rundkurs ab. Ein paar Steigungen sind zu meistern, aber es ist eher eine entspannte Sightseeing-Runde. Und es gibt wirklich Einiges zu sehen! Tolle Bergpanoramen (fast wie in den Alpen) und sehr schicke Villen und Hotels, die spektakulär in die Hänge gebaut sind. Bei unserem ersten Aussichtspunkt haben sich sehr geschäftstüchtige Fotografen mit einem Bernhardiner postiert, um Touris zu einem Fotoshooting zu überreden. Unglaublich, wie viele Menschen das ganz toll finden und ein Erinnerungsbild machen lassen. Auf dem Hauptplatz in Bariloche übrigens das gleiche Bild. Dort sind insgesamt gleich vier Bernhardiner inklusive Herrchen/Frauchen im Einsatz!

Es gibt immer auch wieder Gelegenheit, an einigen Strandabschnitten zu halten. Einige Mutige trauen sich auch ins Wasser (geschätzt so ca. 15 Grad) , die meisten argentinischen Familien machen jedoch ausgiebig Picknick und nutzen die Zeit für ein Sonnenbad. Wir lernen ein nettes deutsch-amerikanisches Paar kennen, die bereits seit 6 Monaten in Amerika unterwegs sind. Deren Weg startete in den USA über Mittelamerika nach Südamerika. Ein paar Reisetipps kommen wieder dazu … Allerdings haben wohl beide noch nicht so häufig auf einem MBT gesessen. Sie hatten durchaus Mühe mit der Strecke, zumal es auch sehr warm war.

Bariloche ist auch eine Schokoladenhochburg. Die Dichte an entsprechenden Läden ist hoch. Interessant finde ich, dass die Produkte hier gleich kiloweise verkauft werden. Und der Absatz stimmt, die Schlangen vor den Kassen sind beeindruckend. In einem Geschäft gibt es für die Kunden auch eine kleine Eisbahn (inklusive Schlittschuhverleih), die nicht nur von den Kindern genutzt wird.

Eine Wanderung müssen wir bei dem Panorama auch machen. Wir starten morgens um 7.00 Uhr in Bariloche und fahren mit dem Bus ca. 25 Kilometer nach Colonia Suiza. Dies war die erste Siedlung von Schweizer Auswanderer mitten in einem Waldgebiete.  Heute ein, wie ich finde, wenig attraktiver Touri-Verkaufsort. Von dort startet unsere Tour, die zunächst sehr schön einem Bachlauf folgt. Die letzten ca. 2 Kilometer haben es dann aber in sich. Es geht sehr steil den Berg rauf, bis wir oben an einem Refugio mit kleinem Gletschersee (Lago Negro) ankommen. Toller Blick, aber sehr frischer Wind! Ein heißer Tee und unsere Brotzeit machen uns dann wieder fit für den Rückweg. Nach gut 30 Kilometern sind wir wieder in Colonia Suiza zurück und freuen uns auf eine Dusche und ein leckeres Abendbrot. Leider haben wir und einige andere Reisende von der Touristeninformation die falsche Information zu den Rückfahrzeiten bekommen, so dass wir fast noch einmal zwei Stunden warten müssen, bevor der Bus dann endlich startet. Allerdings werden wir während dieser Zeit von zwei kleinen Jungs „unterhalten“, die mit ihrer Mutter ebenfalls warten müssen. Was diese beiden Racker in dieser Zeit so alles anstellen, ist phänomenal. Ich bin sehr beeindruckt von der Mutter, die das alles (Steine werfen, Stöcke sammeln, singen, toben, Hunde ärgern, Bruder ärgern, junge Mädchen anflirten, heulen…) gelassen nimmt und am Ende sitzen sie brav und still im Bus und fahren mit uns zurück. Das Highlight ist dann ein Geschäft ganz in der Nähe unseres Hostels. Dort verkaufen sie sehr leckere, frisch zubereitete Tartes, Salate, Empanadas (gefüllte Teigtaschen) … Wir decken uns gut ein, genießen zur Belohnung noch ein Tiramisu!

4 Kommentare

  1. Sehr anschaulich und detailreich beschrieben. Wie machst Du das über die Tage? Machst Du Dir unterwegs Notizen oder schreibst Du gleich offline auf?

    • Das ist unterschiedlich. Meistens schreibe ich abends einen Entwurf und ergänze dann evtl. später noch etwas, wenn wir die Fotos sichten. Notizen zwischendurch mache ich mir nicht. Noch geht es so…

  2. Toll! Sehr beeindruckend!!! Die Fotos, dein Erinnerungsvermögen und die Beschreibungen. Der Bequem-Touri Ort wäre offenbar auch was für mich. 😉

    • Ein Hoteltipp für die Bequemeren: Llao Llao Hotel& Resort, Golf Spa. Das ist das argentinische Hotel des Jahres 2016. Es ist im Hintergrund auf einem Beitragsfoto auch zu sehen.

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